Bei den MES-Lösungen sieht der Status quo anders aus: Durch die individuellen Produktionsprozesse in den jeweiligen Standorten wurden in der Vergangenheit Lösungen eingeführt, die genau auf die Bedürfnisse der Standorte zugeschnitten waren. Mittlerweile können die Insellösungen von der zentralisierten IT-Abteilung nicht mehr gehostet werden, was zu einem Umdenken führt.
Das Ziel: Standardisierte und globalisierte Systeme für alle Standorte!
Das Problem: Unterschiedliche Anforderungen – Prozesse müssen angepasst werden!
Wie kann eine standardisierte Systemarchitektur aussehen?
Aktuell die einfachste Antwort: Cloud. Das ist auch für die Zukunft richtig, weil ein zentrales System gut verwaltet werden kann und die Vorteile der Cloud genutzt werden. Was aber passiert mit den lokalen Systemen, die nicht einfach abgelöst werden können und den Servern, die lokal nach wie vor vorhanden sind?
Die aktuell richtige Antwort lautet also: BI-Tool mit EDA-Prinzip (EDA-Prinzip: Eine Ressource (Mitarbeiter, Gerät, …) ist „eh da“, und kann nebenher für ein neues Projekt tätig werden, ohne dass neu angeschafft oder eingestellt werden muss).
Die lokalen Systeme können weiterhin betrieben werden und die Daten werden zusätzlich in der Cloud gesichert. Dort gibt es die Möglichkeit, die Daten durch intuitive Business Itelligence Tools und ansprechende Designs zu visualisieren. Dadurch können mehrere Standorte, auch mit unterschiedlichen Produktionsprozessen, vergleichbar gemacht werden. Zudem können mehrere Datenquellen angezapft werden, um Querverbindungen festzulegen.
Fazit: Mit geringem Aufwand kann das Ziel erreicht werden, ohne dass alle Systeme überdacht und neu eingeführt werden müssen. Mitarbeitende, die im Alltag mit den Systemen arbeiten, müssen sich nicht umstellen und das globale Management erhält die notwendige Transparenz.
Wie findet man das richtige System und wie wird es eingeführt?
Nachdem eine Systemarchitektur ausgewählt wurde, stellt sich nun die Frage, wie eine solche Struktur aufgebaut werden kann.
Die Grundthesis ist, dass die lokalen Systeme durch ein globales BI-Tools erweitert werden, um die aufwendige Umstellung zu Cloud-Systemen zu verschieben. Das macht Sinn, weil die Entwicklung für Cloud-Systeme schnell voranschreitet und der Status quo noch nicht ausgereift ist. Die Implementierung von dezentralen Produktionssysteme, wie z.B. einem MES, ist also keineswegs veraltet.
Da es sich es um eine große Investitionsentscheidung handelt, muss zuerst ein Auswahlprozess für den richtigen Systemanbieter durchgeführt werden. Dieser kann intern oder mit externer Unterstützung stattfinden. Es müssen Ziele definiert werden, die langfristig zur Unternehmensvision passen. Ein Lastenheft, auf dessen Basis die Anbieter ihre Lösung vorstellen, ist unabdingbar.
Die verschiedenen Lösungen sind sich zumeist sehr ähnlich, die persönliche Chemie zum Anbieter aber oft nicht. Und genau da liegt der Knackpunkt: Es geht weniger um die möglichen Funktionen, sondern viel mehr um die Art und Weise der Zusammenarbeit. Das Projekt wird sich über Monate und Jahre erstrecken. Wie in einer guten Partnerschaft zählen also die inneren Werte und weniger das Aussehen!
Nachdem der richtige Anbieter ausgewählt wurde, beginnt die Konzeptionsphase. Diese Zeit ist extrem wichtig, weil die Grundlage für spätere Prozesse gelegt wird. Es sollte sich also ausreichend Zeit genommen werden, um die richtige Lösung zu erarbeiten. Eine Verschriftlichung, z.B. durch ein Pflichtenheft, ist zudem sinnvoll, um das gleiche Verständnis bei allen Stakeholdern zu sichern.
Anschließend wird ein Pilot-Projekt durchgeführt, welches zwei Ziele hat: Erstens ein Proof-of-Concept, um das erarbeitete Konzept praktisch zu optimieren, zweitens die Erarbeitung eines Standards für den späteren Rollout. Das Pilot-Projekt sollte einen Großteil der Kern-Funktionalitäten enthalten. Dieser Kern wird später auf alle weiteren Standorte ausgerollt. Weitere Funktionen werden nacheinander, teils parallel eingeführt. Dabei muss allerdings ausreichend Zeit berücksichtigt werden, um das Change Management für die Mitarbeiter nicht zu vernachlässigen.
Wie nimmt man die Mitarbeitenden mit?
Bisher wurden die Bereiche Systemarchitektur und Implementierungsstrategie für globale Produktionssysteme beleuchtet. Abschließend geht es um den Menschen, der im gesamten Projekt die Hauptrolle spielt.
Bei Neuerungen sind es vor allem die Menschen, die sich anpassen müssen. Aus der Psychologie ist bekannt, dass Menschen entsprechend ihrer Charaktere ganz verschieden auf Veränderungen reagieren. Eine mögliche Achterbahn der Gefühle startet z.B. mit Angst, Ablehnung und Wut, sie endet mit Hoffnung, Überwindung und Akzeptanz. Für ein erfolgreiches Projekt ist es somit ein Kernthema, die Mitarbeiter in das Projekt zu involvieren und richtiges Change Management zu betreiben.
Sowohl beim Unternehmen als auch beim Systemanbieter müssen Projektteams gebildet werden, die jeweils von einem Projektleiter verantwortet werden. In dem Projektteam des Unternehmens sollten alle Mitarbeiter integriert sein, die an der späteren Systemnutzung beteiligt sind. Der Projektleiter ist wiederum in ein übergeordnetes Gremium eingebettet, welches u.a. die personellen, finanziellen, betriebsrechtlichen und IT-technischen Interessen berücksichtigt. Zudem müssen die Interessen der Mitarbeitenden berücksichtigt werden. Sie sollen Ihre Ideen bei der Konzeptionierung einbringen und werden sich so mit der Umsetzung identifizieren. Pro Standort wird ein KeyUser ausgebildet, der langfristig der erste Ansprechpartner bei Fragen zum System ist. Es müssen bis zur untersten Organisationsebene Verantwortlichkeiten zugewiesen werden, um durch die Arbeitsteilung effizient zu werden. Know-how sollte bestmöglich verteilt werden – Nicht nur durch Schulungen, sondern auch durch die Begleitung der Implementierung. Die beste Strategie: Teach the Teacher!
Abschließend ist bei der Implementierung von globalen Produktionssystemen zu berücksichtigen, dass neben der richtigen System- und Anbieterauswahl, auch die entsprechende Strategie und das dazu passende Change Management umgesetzt werden müssen. Die Interessen der Beteiligten sollten dabei berücksichtigt werden. Somit werden alle Faktoren erfüllt, die für ein erfolgreiches Projekt wichtig sind.